Mit und für die Wirtschaft gewachsen
Zuzüger und ein Bauboom ändern ab 1960 den ehemaligen Agrarkanton Schwyz in einen Gewerbe- und Dienstleistungskanton. Zu Beginn dieser Wachstumsjahre, am 1. Mai 1960, gründen Walter Suter und Alfred Suter die Treuhand- und Revisionsgesellschaft Walter Suter & Co. mit Domizil am Postplatz 11 in Schwyz. Das Treuhandbüro wächst mit dem Aufschwung.
Im Rahmen der ersten Nachfolgeregelung tritt 1982 Franz Mattig in das Unternehmen ein. Am 1. Juli 2011 übernimmt die Tochter, Claudia Mattig, in dritter Generation die strategische und operative Verantwortung im Unternehmen Treuhand- und Revisionsgesellschaft Mattig-Suter und Partner KmG. Das Unternehmen ist heute mit rund 100 Beschäftigten an vier Sitzen in der Zentralschweiz, einem Sitz im Kanton Wallis sowie ab 1. Juli 2017 einem Sitz in Zürich vertreten.
* Bild Firmengründer der ersten Generation Walter Suter, Claudia Mattig, Franz Mattig im Hauptsitz, Schwyz
© Axel B. Bott
Gründung mit dem Wirtschaftsboom
Das Wirtschaftswachstum im Kanton Schwyz gewinnt in den Startjahren nach 1960 an Fahrt. Das mag die Motivation der Gründer des Treuhandbüros, Walter und Alfred Suter, angefeuert haben. Sie starten in einfachen Verhältnissen und mit einem vollen Arbeitspensum. 1961 werden bei Walter Suter & Co. ein erster Buchhalter und eine Lehrtochter eingestellt. Das Büro zieht 1972 an die Bahnhofstrasse 28, 6430 Schwyz, wo sich noch heute der Hauptsitz befindet.
Mit dem Trend gehandelt
Das inzwischen zur Treuhand- und Revisionsgesellschaft Mattig-Suter und Partner KmG umfirmierte Unternehmen ist neben Firmensitzen in der Zentralschweiz, im Kanton Wallis und in Zürich auch in Rumänien und Bulgarien tätig. Ich habe Gelegenheit, von Dr. Franz Mattig, dem Nachfolger der ersten Unternehmensgeneration, die ganze Geschichte zu erfahren.
Herr Mattig, was war der Anlass der Unternehmensgründer Walter Suter und Alfred Suter, gemeinsam ein Treuhand- und Revisionsbüro zu gründen?
Der Anlass für die Gründung der Treuhand- und Revisionsgesellschaft Walter Suter & Co. lässt sich auf den Beginn der dynamischen Entwicklung im Kanton Schwyz zurückführen. Viele KMU haben in dieser Zeit den Grundstein für das spätere Wachstum der Unternehmungen gelegt.
In welcher Position traten Sie ins Unternehmen ein?
Ich war nicht Gründer der Gesellschaft, sondern bin im Rahmen der ersten Nachfolgeregelung 1982 eingetreten.
Welche Kundschaft wurde betreut?
Die Treuhand- und Revisionsgesellschaft Walter Suter & Co. betreute bereits von Anfang an KMU, inhabergeführte Unternehmen und natürliche Personen, bevorzugt aus dem Raum Schwyz und den angrenzenden Regionen, mit einem zweiten Standbein im Bezirk Höfe. Walter Suter ist in Feusisberg zur Welt gekommen und hat seine Kindheit und seine Jugendjahre im Bezirk Höfe verbracht. Dies beeinflusste die Firmenstrategie und die Unternehmensentwicklung nachhaltig.
Hatten Sie einen Dienstleistungsschwerpunkt?
Von Beginn an stand für den Gründer Walter Suter das Thema Steuern im Vordergrund. Die Steuergesetze des Kantons Schwyz in den 60er- und 70er-Jahren zeigen die Handschrift und widerspiegeln das Gedankengut von Walter Suter. Sehr schnell wuchs die Nachfrage über die kantonalen und nationalen Grenzen hinaus, und Anfang der 70er-Jahre wurde bereits mit dem internationalen Marktzugang und den Zuzügern der Schwerpunkt zur internationalen Steuerberatung geschaffen. Zu diesem Zeitpunkt wurde gerade von den Gründern die Ansiedlung aus dem Ausland, besonders aus Deutschland, intensiv vorangetrieben.
Nach 27 Jahren zeichnete sich eine erste Nachfolgeregelung ab?
Mit dem Ausscheiden von Alfred Suter, der seit der Gründung als Kommanditär massgeblich am Aufbau des Unternehmens beteiligt war, wurde 1987 die Nachfolgeregelung eingeleitet. Durch die Aufnahme langjähriger Mitarbeiter als Kommanditäre und meiner Person als Komplementär wurde ein erster Namenswechsel notwendig. Das Unternehmen zeichnete fortan mit «Treuhand- und Revisionsgesellschaft Suter, Mattig und Partner». Nach dem Tod des Firmengründers Walter Suter im Februar 1992 ergab sich ein zweiter Namenswechsel. Seitdem firmieren wir als «Treuhand- und Revisionsgesellschaft Mattig-Suter und Partner KmG».
Mit der zweiten Nachfolgeregelung leiteten Sie die Zukunft nach Ihnen ein?
Per 1. Juli 2011 übernahm meine Tochter Claudia Mattig in dritter Generation die strategische und operative Verantwortung im Unternehmen. Als unbeschränkt haftende Teilhaberin tritt sie meine Nachfolge an. Dieser Schritt festigt die Zukunft des Unternehmens und sichert die Arbeitsplätze.
Und Sie wechselten von der operativen Tätigkeit in eine beratende Funktion?
Ja, soweit dies nicht die Eigenständigkeit der Entscheidungen des neuen Managements der Unternehmung beeinträchtigt.
Die Unabhängigkeit lag Ihnen schon immer am Herzen?
Korrekt. Von Anfang an legten wir grossen Wert auf Unabhängigkeit und Eigenständigkeit. Nur so konnten wir als fachlich hochqualifizierte Firma unsere unternehmerische Flexibilität wahren. Wir sind allerdings offen für Kooperationen in additiven Fachbereichen, die das Kerngeschäft fördern.
Mit Vernetzungen ergänzen Sie Ihr Kerngeschäft ohne Abhängigkeiten?
Mit der Eröffnung mehrerer Niederlassungen und der Zulassung als staatlich beaufsichtigtes Revisionsunternehmen konnten wir unsere Leistungen ausbauen. Inzwischen sind wir mit unserer 100%igen Tochtergesellschaft SWA Swiss Auditors AG auch als Prüfgesellschaft für Banken, Effektenhändler und Vermögensverwalter zugelassen.
Wie ergab sich eine Mandatsausweitung in die EU?
Für die Mandatsausweitung war die wirtschaftliche Situation nach der sogenannten «Wende» im Jahre 1989 entscheidend. Der Kostendruck in der Schweiz führte dazu, dass mittelständische Unternehmen mit ihrer Produktion vermehrt in Niedriglohnländer zogen.
Ihr Netzwerk ist inzwischen beachtlich und liest sich wie ein Branchen- und Behördenverzeichnis. Wie lässt sich ein solcher Informationspool kapazitiv und informell bewirtschaften?
Das ist dank ausgezeichneter und engagierter Mitarbeiter möglich. Sie gewährleisten Fachkompetenz und ein hohes Niveau und Know-how in fachlicher Kommunikation, PR und Marketing (Akquisition). Die Fachkompetenzen und das Können auf allen Mitarbeiterstufen hat entscheidend zur Unternehmensentwicklung beigetragen. Zur engagierten Kundenpflege zählt auch ein hoher Kundenrespekt.
Sie achten bei Ihren Mitarbeitenden sehr auf eine qualifizierte Ausbildung und Erfahrung. Lassen sich solche Fachkräfte regional rekrutieren oder braucht es diese aus den Nachbarregionen?
Wir haben Glück und dürfen auf eine hohe Anzahl an Mitarbeitenden aus der engeren Region zählen. Unser Einzugsgebiet konzentriert sich im Wesentlichen auf die Zentralschweiz.
Besteht ein spürbarer Unternehmenswettbewerb nach guten Fachkräften?
Fachkräftemangel ist ein bedeutendes Thema. Wir versuchen durch kontinuierliche Weiterbildung Mitarbeitende zu halten und ihnen Aufstiegsperspektiven zu bieten.
Hier stellen wir eine hohe Bereitschaft und Anerkennung in den Teams fest. Die Mitarbeitenden wissen dieses Qualifizierungsangebot zu schätzen.
Sie engagieren sich für Ihre Mitarbeitenden durch Weiterbildung und gesundheitliche Förderung?
Neben der körperlichen Gesundheit erachte ich die geistige Flexibilität als sehr wichtig. Dazu gehört die Achtsamkeit für die Arbeitssicherheit und den aktiven Gesundheitsschutz, den wir nicht nur empfehlen, sondern auch positiv unterstützen. Trotzdem halte ich fest: Jeder Mitarbeiter trägt für sich persönlich die Verantwortung. Unseren Empfehlungen zu folgen, ist jedem selbst überlassen. Eigenverantwortung ist generell die Basis für eine gesunde, teamorientierte und erfolgsstarke Unternehmensentwicklung, die wir auch leistungsorientiert vergüten.
Steht dahinter auch die Nachwuchssicherung?
Die Nachwuchsförderung beginnt bei uns mit dem Bereitstellen von KV-Lehrstellen. Wir schätzen dynamische und junge Kräfte, die motiviert und gewillt sind, sich voranzubringen.
Welche Kundenbereiche betreuen Sie, welche Leistungen werden vermehrt angefragt?
Schwerpunktfelder sind die Wirtschaftsprüfung und die Rechts- und Steuerberatung, welche wir durch das Finanz- und Rechnungswesen sowie die Wirtschaftsberatung unterstützen.
Was macht Sie für lokale, regionale, nationale und internationale Kunden so interessant?
Im nationalen Bereich stehen Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung sowie Finanz- und Rechnungswesen im Vordergrund, im internationalen Bereich Steuer- und Wirtschaftsberatung. Dazu zählt die Kompetenz in allen juristischen Belangen bis hin zum internationalen Recht.
Ihr Unternehmen nutzt eine moderne Kommunikations- und Datenlogistik. Wie darf man sich eine solche Infrastruktur vorstellen?
Bei uns arbeiten die Kunden mit Onlinetools, die wir eigenständig entwickelt haben und die unseren Kunden zur Verfügung stehen. Das erhöht die Effizienz im Datenaustausch und spart für beide Seiten Zeit und Geld.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte der Wirtschaftskraft des Kantons Schwyz?
Die Schwerpunkte der kantonalen Wirtschaft zeigen verschiedene Cluster: beispielsweise der Finanzcluster im Raum Höfe, der Health Tech Cluster in Küssnacht, der Wohn- und Geschäftspark Brunnen Nord oder das Steinel Areal in Einsiedeln mit Fokus auf Elektronik. Der Kanton ist im Umbruch. Mehrere grössere Entwicklungszonen werden in den nächsten Jahren bearbeitet oder befinden sich bereits in der Umnutzung.
Braucht es mehr mutige Unternehmer?
Nur das unternehmerische Entdecken von Chancen und das Tragen von Eigenverantwortung und Risiken bringen die Wirtschaft und damit das Wohlergehen der Region voran. Dieser Strategie folgen weitsichtige Unternehmen und Unternehmer und engagieren sich immer wieder von Neuem. Die Kunst besteht darin, in der zunehmenden Komplexität einfach bei seinen Fähigkeiten und Stärken zu bleiben.
Wo sehen Sie wirtschaftspsychologische Gefahren?
Die Gefahren liegen in Mutlosigkeit, Rückzug und fehlender Offenheit. Das sind jedoch generelle Bremsfaktoren unserer Zeit, nicht nur auf die Wirtschaft bezogen.
Was könnte dem Kanton Schwyz in Bezug auf die hohen Abgaben im Nationalen Finanzausgleich (NFA) dienlich sein?
Die Denkweise muss sich von der Neidpolitik zwischen dem inneren und dem äusseren Kantonsteil wegbewegen und das Gemeinsame muss wieder verstärkt in den Vordergrund rücken. Politisch liegt die Lösung einer unterschiedlichen Wertschöpfung im Mittelweg und nicht im Extremen.
Persönlich setzen Sie sich für kulturelle und soziale Projekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens ein. In welchen Bereichen?
Im Vordergrund stehen Projekte im Bereich Jugend sowie Hilfe zur Selbsthilfe für schwächere Mitglieder unserer Gesellschaft.
Was macht Franz Mattig, wenn er gerade nicht an ein Projekt denkt?
Ich schätze passiven Sport, er tut mir gut. Darüber hinaus lese ich und besuche gerne kulturelle Veranstaltungen.