Meldet sich die Inflation zurück?
Seit Ende des letzten Jahres beobachten wir stetige und deutliche Preisanstiege in diversen Wirtschaftsgütern. Der erste Schub konnte hier klar auf die Nachwirkungen von Corona zurückgeführt werden. Aufgrund von Schliessungen von Häfen und Fabriken rund um die Welt haben sich Lieferzeiten massiv verlängert und die dadurch ausgelöste Knappheit führte zu einem ersten Preisanstieg, insbesondere bei Baumaterialien und industriellen Vorprodukten. Zwar stiegen in dieser Phase auch bereits die Strompreise auf internationalen Grosshandelsmärkten an, Benzin und Öl blieben aber noch relativ billig und hellten das Gesamtbild auf.
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Dies änderte sich im Februar umgehend. Die deutlichen Preissprünge bei zahlreichen Energieträgern, die wir seither sehen und die zu den teureren Vorprodukten hinzukommen, sind eine unmittelbare wirtschaftliche Folge des Krieges in der Ukraine. Diese hohen Energiepreise machen sich inzwischen bereits bei den Heizrechnungen und an den Tankstellen bemerkbar. Der Krieg in der Kornkammer Europas treibt aber auch die Preise bedeutender Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais oder Gerste in die Höhe.
In jüngster Zeit hat sich die Tendenz steigender Zinsen ausgehend von den USA intensiviert, wo die Preissteigerungen für uns schon fast nicht mehr vorstellbare 8% übersteigen. Der Inflationsanstieg setzt sich aber auch in der Schweiz fort und erreichte im April einen Wert von 2.5%. Das ist keine Katastrophe, aber es ist trotzdem ein Fakt: So hoch wie im April war die Inflation in der Schweiz seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr und der Anstieg erfolgte in sehr kurzer Zeit.
Entscheidend wird nun sein, ob dies ein kurzfristiger Effekt ist. Dauert der Krieg länger und lösen sich die Lieferthemen nicht, wird dies auch die Schweizer Wirtschaft spüren und die Nationalbank vor kritische Entscheide stellen: Soll das Zinsniveau zu Gunsten der Erholung tief bleiben, oder muss interveniert werden um die Preisstabilität zu sichern.