Verlässlichkeit wird wieder wichtiger als der reine Preis
Aktuell sind die Medien wieder voll mit dem Thema Zuliefer-Probleme. Egal, ob Gartenstühle oder kritische Elektronik, vieles – vor allem Vorfabrikate – sind knapp und der Schuldige ist klar: Corona oder China ist der Verursacher. Und ja, zu einem Teil stimmt dies auch. Die Politik in China ist ein starker Treiber hinter den Verzögerungen und mehr noch hinter der Planungsschwierigkeit; denn es ist ja nicht einfach nur «verzögert» – das Problem ist, dass niemand genau weiss, was bis wann, wo eintrifft.
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Die Schuld immer abschieben macht die Sache aber (zu) einfach. Schliesslich sprechen wir über eine bewusste Entscheidung, nicht nur auszulagern, sondern auch die Risiken bei nur einem Partner oder einem Produktionsland zu konzentrieren. Man darf daher nun das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, und wie politisch oftmals gefordert, «autark» werden. Das ist kein realistischer Ratschlag: Der Preisdruck wird ja nicht einfach verschwinden.
Was jedoch realistisch und sinnvoll ist, wäre die Verbreiterung von Zulieferquellen und die Berücksichtigung eines Gesamtpreises. Dazu muss wieder vermehrt Bewusstsein geschaffen werden, dass der «Günstigste» (im Sinne von attraktivste Preis) nicht unbedingt der «Billige» ist. Gute Leistung und Verlässlichkeit sind eben auch relevante Faktoren und genau diese Faktoren können über die Zeit hinweg entscheidend sein.
Gerade aus Schweizer Sicht sollten wir dies auch wieder vermehrt als einer unserer Wettbewerbsvorteile hervorstreichen und Beschaffung mit Blick auf den Gesamtproduktionsprozess oder den Lebenszyklus anschauen. Dies bedeutet zwar Mehraufwand in der Analyse, wird sich aber am Ende für alle lohnen und dazu führen, dass der «billige Jakob» mit seinen Lieferproblemen selber zu Rande kommen muss.