Ingredienz für eine erblühende Welt
Gedanken von Andreas Zurbriggen, Komponist und Journalist zum Jahreswechsel.
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Mit einer Zutat möchte ich im kommenden Jahr verschwenderisch mein Leben anreichern.
Das Weltgeschehen macht es uns nicht einfach: Kaum scheint eine Krise überwunden, folgt schon die nächste. Das moderne Leben gleicht einem Schwebezustand. Alles kann sich schon am nächsten Tag ins pure Gegenteil wenden. Was tun?
Die Zeichen stehen auf eine neue Biedermeierzeit: Der Rückzug ins Private verlockt wie selten zuvor. Türe zu – und die Probleme der Welt können getrost draussen bleiben.
Eine gesunde Distanz zu den Wirren der Welt lehrten bereits die Stoiker in der Antike. Was zu verändern nicht in der eigenen Macht steht, dem soll man keine Lebensenergie widmen.
Etwas habe ich jedoch in der Hand und damit möchte ich im kommenden Jahr nicht geizen: Ich kann Menschen mein Vertrauen schenken.
Vertrauen ist eine Emotion, die ich bewusst wählen kann. Und ich nehme mir vor, sie öfter zu wählen. Das Vertrauen, das ich Menschen entgegenbringe, ist wie die Saat, auf der eine Pflanze wachsen kann.
Auch wenn uns das Weltgeschehen weismachen will, dass Vertrauen mit Naivität zusammenhängt, entscheide ich mich gegen diese Lesart. Für mich steht fest: Ohne eine grosse Portion Vertrauen wird die Welt zu einem kalten Planeten voller unsicherer Menschen.
Klar: Eine gesunde Prise Misstrauen kann in bestimmten Lebenssituationen notwendig sein. Warum im Zweifelsfall aber nicht einmal eine grosse Portion Vertrauen bedingungslos vorschiessen, um zu erleben, was sich daraus entwickelt?
Frohe und gesegnete Festtage und ein gutes neues Jahr wünschen wir Ihnen.