Harmonisierung Zahlungsverkehr / Umstellung ISO 20022
Fortschreitende Digitalisierung, internationale Standardisierung, effiziente Zahlungsprozesse: Die Schweizer Wirtschaft ist im Wandel. Wichtiger denn je sind einfache, flexible und vor allem kostengünstige Prozesse mit einheitlichen Formaten. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Harmonisierung des Schweizer Zahlungsverkehrs. Am internationalen ISO 20022-Standard führt kein Weg vorbei.
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Frage
Was ist ISO 20022?
Antwort
ISO 20022 ist die neue internationale Norm für den elektronischen Datenaustausch in der Finanzbranche. Sie wird weltweit und insbesondere in Europa eine immer wichtigere Rolle spielen. Auch der Schweizer Finanzplatz führt diesen nutzbringenden Standard ein und ergreift dabei die Gelegenheit, den Zahlungsverkehr zu harmonisieren. Davon profitieren alle Akteure im Zahlungsverkehr und die Schweizer Wirtschaft insgesamt.
Die Akteure im Zahlungsverkehr
(Quelle: www.paymentstandards.ch)
Bis jetzt gibt es in der Schweiz zwei verschiedene Zahlungssysteme: eines der PostFinance und eines der Banken. Das neue gemeinsame System soll die Effizienz steigern und kundenfreundlicher werden. Dank den neuen Standards lassen sich Zahlungsverkehrsprozesse kostengünstiger betreiben und stärker in die digitale Wertschöpfungskette integrieren. Dies führt zu einem effizienteren Cash Management bei verbesserter Prozesssicherheit und höchster Zuverlässigkeit.
Was bedeutet das neue System für uns alle?
Jede Einzahlung beziehungsweise jede Transaktion, die wir tätigen, wird Teil des neuen Zahlungssystems sein. Die Finanzinstitute und Softwarehersteller müssen die Systeme anpassen, damit die Umstellung reibungslos funktioniert und weiterhin Geld einbezahlt, ausbezahlt und überwiesen werden kann. Mit der Umstellung wird auch ein neuer Einzahlungsschein eingeführt, der mit einem Datencode (QR-Code) versehen ist. Anstelle von Kontonummer, BIC-Nummer usw. wird ausschliesslich die internationale IBAN-Nummer zum Einsatz kommen. Diese beinhaltet Kontonummer, Finanzinstitut und Land.
Die nachfolgende Übersicht nach Applikation soll den Zeitplan ISO 20022 anschaulich darstellen und die Planung der Umstellung etwas einfacher gestalten.
Umsetzung Harmonisierung Zahlungsverkehr im Rechnungswesen
Bereich |
Prozess
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Institut
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Format
Aktuell
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Format
Neu ISO 20022
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Umstellen
möglich ab*
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Umstellung
bis spätestens
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Kreditorenbuchhaltung
und Lohnbuchhaltung Zahlungsdaten an
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Zahlungsdaten an
Kontonummern
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Banken
POST
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DTA
EZAG TXT
Konto oder IBAN Nr.
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pain.001
pain.001
IBAN Nr.
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Mitte 2017
Mitte 2017
bereits im Einsatz
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Mitte 2018
Ende 2017
Ende 2020
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Debitorenbuchhaltung
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ESR Einzahlungen von
ESR Einzahlungen von
Lastschriftverfahren
Lastschriftverfahren
|
Banken
POST
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VESR
ESR
TA875
DebitDirect
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QR-Code /camt
QR-Code /camt
pain.008
pain.008
|
Mitte 2018
Mitte 2018
Anfang 2018
Mitte 2016
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Juni 2020
Juni 2020
Ende 2020
Ende 2017
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E-Banking /
Kontoauszüge
|
Kontoauszüge und
Kontobewegungen
Gutschrifts- und
Belastungsanzeigen
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Banken und Post
Banken und Post
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MT940
MT900/910/940
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camt.053
camt.054
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Mitte 2017
Mitte 2017
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Ende 2017
Ende 2017
|
* zum Teil schon einsatzbereit. Der Einfachheit halber jedoch Mitte 2017 eingetragen.
Abkürzungsverzeichnis:
DTA: Datenträgeraustauschverfahren EZAG: Elektronischer Zahlungsauftrag PostFinance VESR: Einzahlungsschein mit Referenznummer
Was ändert sich bei den Überweisungen (Kreditorenbuchhaltung und Lohnbuchhaltung)?
Die Überweisungsverfahren der Banken (DTA) und von PostFinance (EZAG/VESR) werden harmonisiert. Die Zahlungsaufträge in der Kunden-Bank-Schnittstelle erfolgen neu mit der pain.001-Meldung (Payment Initiation). Als primäres Identifikationsmerkmal für eine Bankkontoverbindung wird ab 2020 ausschliesslich die IBAN verwendet.
→ Sind in Ihren Systemen noch alte Kontonummern im Einsatz, müssen diese durch IBAN-Nummern ersetzt werden.
Was ändert sich bei Lastschriften?
Der Finanzplatz Schweiz kennt heute unterschiedliche Lastschriftverfahren. Im Rahmen der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs in der Schweiz wird das Lastschriftverfahren von Banken und PostFinance vereinheitlicht und auf der Basis von ISO 20022 standardisiert (pain.008). Die SEPA Lastschriftverfahren (in Euro) der Schweizer Finanzinstitute sind von der Harmonisierung nicht betroffen.
Was ändert sich bei der Ausstellung von Rechnungen (Debitorenbuchhaltung)?
Die QR-Rechnung wird ab Januar 2019 schweizweit eingeführt und ersetzt die heutigen verschiedenen
Varianten von Einzahlungsscheinen. Die QR-Rechnung eignet sich für sämtliche Zahlungsarten und unterstützt Rechnungsstellungen in CHF und EUR. Die QR-Rechnung wird die Kontonummer im IBAN-Format und einen QR-Code aufweisen. Dieser Code enthält alle wichtigen Zahlungsinformationen.
Was ist zu tun, damit der Wechsel erfolgreich verläuft?
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Anpassungsbedarf abklären
Von den Anpassungen des Zahlungsverkehrs an den ISO 20022-Standard sind alle Unternehmen betroffen, die Geldüberweisungen tätigen und eine Software nutzen. Bei standardisierten Softwarelösungen, die typischerweise in der Buchhaltung, Fakturierung oder dem Zahlungsverkehr zum Einsatz kommen, stellt der Softwareanbieter in der Regel ein Update bereit, welches den neuen Standard berücksichtigt. Bei einem entsprechenden Update müssen die Stammdaten (z.B. IBAN-Nummern) überarbeitet werden.
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Testen
Ein wichtiges Element der Umstellung ist das Testing, um die korrekte Verarbeitung der ISO-Meldungstypen wie Zahlungsaufträge (Kreditoren) oder Zahlungseingänge (Debitoren) zu prüfen. Die Prozesse sollten «end-to-end» getestet werden, um Sicherheit über die korrekte Verarbeitung von eingelieferten Zahlungseingängen bzw. Lastschriften zu erhalten. Die Schweizer Finanzinstitute haben Testplattformen zur Validierung der Prozesse eingerichtet.
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Optimierungspotenzial ausschöpfen
Im Rahmen der Umstellung auf den neuen Standard beschäftigt sich das Unternehmen intensiv mit seinen Zahlungsverkehrsprozessen. In dieser Phase können sich Alternativlösungen für Geschäftsprozesse auftun, die durch die erhöhte Automatisierung eine effizientere Bearbeitung ermöglichen.